HPV –
Unsichtbare Gefahr, sichtbare Erfolge.
Erst seit wenigen Jahrzehnten ist der Zusammenhang zwischen Humanen Papillomaviren (HPV) und verschiedenen Krebsarten bekannt. Heute weiss man: Bestimmte HPV-Typen sind hauptverantwortlich für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sowie weiteren Tumoren im Genital- und Kopf-Hals-Bereich. Der medizinische Fortschritt hat seither grosse Erfolge hervorgebracht: Impfstoffe, neue Screening-Verfahren und innovative Therapieansätze eröffnen wirkungsvolle Möglichkeiten, HPV-Infektionen und ihre gravierenden Folgen zu verhindern oder frühzeitig zu behandeln.
Eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) kann lebensverändernde Folgen haben. Doch die meisten Menschen merken zunächst nichts, da viele HPV-Infektionen spontan abheilen. Manche bleiben jedoch bestehen – und können Jahre später schwere Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs oder Rachenkrebs verursachen.
In der Schweiz werden jährlich rund 250 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert, etwa 70 Frauen sterben daran1. Weltweit fordert diese Krebsart Hunderttausende Leben2. Dabei liesse sich ein grosser Teil dieser Tragödien verhindern – denn Forschung und Medizin bieten heute wirksame Möglichkeiten: durch Impfung, Früherkennung und innovative Therapien.
Was sind Humane Papillomaviren (HPV)?
HPV ist eine Gruppe von mehr als 200 verschiedenen Virustypen. Etwa 40 davon befallen die Schleimhäute des Genitalbereichs und andere Regionen. Manche Typen verursachen gutartige Genitalwarzen. Andere, sogenannte Hochrisiko-HPV, können zu Krebsentstehung führen2.
HPV wird hauptsächlich durch sexuelle Kontakte übertragen. Schätzungen zufolge infizieren sich über 80 % der sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV2. In den meisten Fällen bleibt die Infektion folgenlos – doch bei einer kleinen Gruppe kann sie gravierende Folgen haben.
Von der Bedrohung zur Chance: Meilensteine der HPV-Forschung
Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Zusammenhang zwischen HPV und Krebs kaum bekannt. Frauen, die an Gebärmutterhalskrebs erkrankten, hatten oft schlechte Prognosen. Dank bahnbrechender Forschung ist heute klar: Fast alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs sind auf eine chronische Infektion mit Hochrisiko-HPV zurückzuführen2.
Dieser Durchbruch war die Grundlage für die Entwicklung von HPV-Impfstoffen. Diese stehen seit 2006 zur Verfügung und schützen gezielt vor den gefährlichsten Typen des Humanen Papillomavirus (HPV). Neue Generationen dieser Vakzine decken inzwischen noch mehr Virustypen ab und bieten somit einen erweiterten Schutz2.
Auch die Früherkennung hat grosse Fortschritte gemacht. Der klassische PAP-Test wurde durch moderne HPV-Tests ergänzt, die Infektionen deutlich früher nachweisen können – noch bevor sich krankhafte Zellveränderungen oder gar Krebs entwickeln4.
Parallel dazu schreitet auch die Therapieforschung stetig voran: Forschende arbeiten an innovativen Immuntherapien, die gezielt gegen bestehende, HPV-assoziierte Tumoren eingesetzt werden können6.
Die Impfung: Ein Triumph der Prävention
Die erwähnten HPV-Impfstoffe sind heute ein sehr wichtiger Bestandteil der Prävention. Sie verhindern Infektionen mit den gefährlichsten HPV-Typen – und damit auch die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs3. In der Schweiz wird die Impfung allen Jugendlichen im Alter von 11 bis 14 Jahren empfohlen, sowohl Mädchen als auch Jungen1. Nachholimpfungen sind bis zum 26. Geburtstag möglich. In Regionen mit hoher Impfrate ist die Häufigkeit von Krebsvorstufen bereits um bis zu 88 % gesunken3.
Neben der breiten Anwendung bewährter Impfstoffe schreitet auch die Forschung an neuen, noch gezielteren Ansätzen kontinuierlich voran. Ein beeindruckendes Beispiel für den Fortschritt ist ein Impfstoffkandidat, der spezifisch auf HPV16-positive Tumoren abzielt. Erste Studien zeigen eine deutliche Verbesserung des Überlebens bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Gebärmutterhals- oder Kopf-Hals-Krebs6. Auch die mRNA-Technologie, die durch COVID-19 weltweit bekannt wurde, wird zunehmend für HPV-Impfstoffe und Therapien erforscht3.
Früherkennung: Den Krebs stoppen, bevor er entsteht
Auch wenn eine Infektion bereits erfolgt ist, bietet die Medizin Schutz: Durch regelmässige HPV-Tests und PAP-Abstriche lassen sich Zellveränderungen frühzeitig erkennen. Moderne Tests sind sensibler als klassische Methoden und ermöglichen eine noch gezieltere Vorsorge4. In der Schweiz wird Frauen zwischen 21 und 70 Jahren ein Screening angeboten1. Neuere Empfehlungen diskutieren den Einsatz von HPV-Primärtests – das heisst, Tests, die direkt auf eine Virusinfektion prüfen statt auf Zellveränderungen. Erste Studien deuten darauf hin, dass dies die Erkennungsrate noch weiter verbessern könnte3.
Neue Horizonte: Therapien der Zukunft
Die Forschung endet nicht bei der Prävention. Forschende entwickeln derzeit vielversprechende Therapien zur Behandlung bestehender HPV-assoziierter Krebserkrankungen. Dabei stehen verschiedene innovative Ansätze im Fokus. Immuntherapien zielen darauf ab, das körpereigene Immunsystem gezielt gegen HPV-positive Tumorzellen zu aktivieren6. Ergänzend dazu werden therapeutische Impfstoffe erforscht, die nicht wie herkömmliche Impfstoffe vor einer Infektion schützen, sondern gegen bereits bestehende HPV-Infektionen und die daraus entstandenen Krebserkrankungen wirken. Auch Gentherapien, die kranke Zellen reparieren oder gezielt zerstören können, eröffnen neue Behandlungsmöglichkeiten. Besonders spannend sind personalisierte Immuntherapien, die individuell auf die genetischen und molekularen Eigenschaften eines Tumors zugeschnitten sind. Diese vielversprechenden Ansätze befinden sich derzeit in klinischen Studien und könnten künftig eine bedeutende Rolle in der Krebstherapie spielen6.
Forschung für eine HPV-freie Zukunft in der Schweiz
Die Schweiz engagiert sich stark im Kampf gegen HPV. Nationale Impfprogramme, Aufklärungskampagnen und wissenschaftliche Projekte wie das „Swiss HPV Vaccination and Screening Programme“ zeigen, dass Forschung, Politik und Gesellschaft gemeinsam Fortschritte erzielen können1. Als Heimat zahlreicher innovativer Biotech- und Pharmaunternehmen investiert die Schweiz jährlich Milliarden in die medizinische Forschung. Projekte, die neue Impfstoffe oder Therapieansätze gegen HPV entwickeln, profitieren von diesem dynamischen Umfeld.
1 Bundesamt für Gesundheit (BAG). HPV-Informationen, 2023.
2 WHO. Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer, 2022.
3 Lancet. Population-level impact and herd effects following human papillomavirus vaccination programmes: a systematic review and meta-analysis, 2021.
4 Schweizerische Krebsliga. Gebärmutterhalskrebs und HPV.
5 Gavi, the Vaccine Alliance. HPV Vaccine Programmes, 2023.
6 De Vos van Steenwijk PJ et al. ISA101 and immune-checkpoint blockade: a phase 2 study. Lancet Oncol. 2019.
HPV Humane Papillomaviren (HPV)
sind weit verbreitete Viren, die Haut und Schleimhäute befallen. Einige HPV-Typen gelten als besonders gefährlich, da sie zur Entstehung verschiedener Krebsarten beitragen können. Schätzungen zufolge infizieren sich über 80 % aller Menschen im Laufe ihres Lebens mit HPV – häufig ohne es zu bemerken. Eine Infektion kann schwerwiegende Folgen haben, darunter Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs sowie Rachen- und Mundkrebs. Auch Genitalwarzen gehören zu den möglichen Krankheitsbildern. Zur Vorbeugung stehen heute wirksame Massnahmen zur Verfügung: Dazu zählen die HPV-Impfung sowie regelmässige Vorsorgeuntersuchungen, die eine frühzeitige Erkennung von Veränderungen ermöglichen.
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