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Lungenkrebs –
Wie Innovation die Grenzen des Möglichen verschiebt
Lungenkrebs –
Wie Innovation die Grenzen des Möglichen verschiebt

Lungenkrebs zählt zu den tödlichsten Krebsarten weltweit – oft lange unbemerkt, gesellschaftlich stigmatisiert, emotional belastend. Doch gerade bei dieser Krankheit hat die medizinische Forschung in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt. Möglich wurden diese Durchbrüche durch gezielte Investitionen in die Onkologie – mit grosser Beteiligung forschender Pharmaunternehmen aus der Schweiz.

Vom Todesurteil zur Hoffnung auf Zeit und Lebensqualität

Lungenkrebs galt bis Mitte des 20. Jahrhunderts als seltene Erkrankung. Erst mit der starken Verbreitung des Tabakkonsums stiegen die Fallzahlen rasant an – zunächst bei Männern, später mit Verzögerung auch bei Frauen1. Heute zählt Lungenkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen weltweit und ist zugleich die krebsbedingte Todesursache Nummer eins. In der Schweiz erkranken jährlich rund 4’900 Menschen neu daran, die meisten von ihnen im höheren Lebensalter2.

Noch bis in die 1990er-Jahre wurde Lungenkrebs meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert – oft mit bereits metastasierten Tumoren und entsprechend schlechter Prognose. Die 5-Jahres-Überlebensrate lag lange Zeit unter 10 %3. Dank Fortschritten in der Diagnostik und einer neuen Generation zielgerichteter sowie immunonkologischer Therapien haben sich die Behandlungsmöglichkeiten seither deutlich verbessert. So konnte die 5-Jahres-Überlebensrate konnte Stand 2024 bei Betroffenen auf 30 % gesteigert werden3.

Entscheidend für diesen Wandel ist die Erkenntnis, dass es sich bei Lungenkrebs um keine einheitliche Erkrankung handelt. Die Einteilung in das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) und das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) – letzteres macht etwa 85 % der Fälle aus – bildet heute die Grundlage für die Wahl der Therapie4. Die gezielte Behandlung hat die Prognose für viele Patientinnen und Patienten deutlich verbessert – bei gleichzeitig besserer Verträglichkeit gegenüber konventionellen Therapien.

Rauchen bleibt der mit Abstand wichtigste Risikofaktor. Weitere Einflüsse wie Luftverschmutzung, berufliche Exposition gegenüber Karzinogenen (z. B. Asbest) sowie genetische Veranlagung spielen eine ergänzende Rolle – insbesondere bei Nichtrauchern oder jüngeren Betroffenen1.

Forschung als Lebensretter: Der Weg zur modernen Therapie

Die klassische Therapie bestand jahrzehntelang aus Operation, Strahlentherapie und unspezifischer Chemotherapie – oft mit erheblichen Nebenwirkungen. Die Trendwende kam mit einem besseren molekularen Verständnis der Tumorbiologie: Forscher entdeckten Mutationen und Wachstumsfaktoren als Ursache für den Krebs – und begannen, gezielte Therapien zu entwickeln. Heute stehen zielgerichtete Therapien (wie EGFR-, ALK- oder ROS1-Inhibitoren) und Immuntherapien zur Verfügung, die das Immunsystem aktivieren, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören5. Ein Meilenstein war die Zulassung der ersten Checkpoint-Inhibitoren, die bei bestimmten Patientengruppen das Überleben signifikant verlängern können – mit deutlich besserer Verträglichkeit als klassische Zytostatika, die im Rahmen von Chemotherapien eingesetzt werden.

Die Schweiz als Innovationsstandort in der Onkologie

Auch wenn Lungenkrebs global erforscht wird, spielt die Schweiz eine zentrale Rolle. Die starke Grundlagenforschung und Vernetzung aller forschenden Akteure ist essenziell für den Erfolg der Schweiz. Internationale Studien werden in hiesigen Kliniken durchgeführt und Pharmaunternehmen aus der ganzen Schweiz sind direkt an der Entwicklung neuer Wirkstoffe beteiligt. Die Schweiz gehört zu den führenden Ländern bei der klinischen Forschung in der Onkologie – mit hoher Studienbeteiligung und schneller Implementierung in die Versorgung6. Mehr als 70 onkologische Wirkstoffe befinden sich derzeit in der Entwicklung gegen Lungenkrebs – viele davon mit Schweizer Beteiligung7. Die Forschung zielt darauf ab, Therapien nicht nur wirksamer, sondern auch verträglicher und gezielter zu gestalten.

Universitäten, Spitäler und die Industrie arbeiten eng zusammen, um Biomarker-basierte Diagnostik und präzisionsmedizinische Therapien voranzutreiben. Ein Beispiel ist die Kombination von Immun- und Chemotherapie, die mittlerweile als Standardbehandlung bei fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom gilt – mit guten Erfolgen bei ausgewählten Patientengruppen5.

Lungenkrebs neu gedacht: Präzision statt Pauschalität

Lungenkrebs galt lange als schwer behandelbare Erkrankung – doch dank moderner Diagnostik und zielgerichteter Therapieansätze verändert sich das Bild zunehmend. Heute steht nicht mehr die Krankheitsart allein im Zentrum, sondern das individuelle Tumorprofil: Welche genetischen Veränderungen treiben das Wachstum an? Welche Immunantwort kann aktiviert werden?
Dieser personalisierte Ansatz – unterstützt durch molekulare Tests – erlaubt gezielte Therapien mit höherer Wirksamkeit und besserer Verträglichkeit. Was früher einheitlich mit Chemotherapie behandelt wurde, wird heute differenziert betrachtet – und zunehmend erfolgreich therapiert.
Gerade in der Schweiz zeigt sich: Wenn klinische Exzellenz, pharmazeutische Forschung und technologische Innovation zusammenkommen, entstehen neue Wege für Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs – Wege, die lebensrettend sein können.

1 Goeckenjan G.: Lungenkrebs – Geschichtliche Entwicklung, derzeitiger Stand und Ausblick – https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0030-1255636.pdf
2 Bundesamt für Statistik (BFS): Gesundheitsstatistik Schweiz
3 Krebsliga Schweiz: Lungenkrebsstatistik 2023 – www.krebsliga.ch
4 American Cancer Society: Lung Cancer Types – www.cancer.org
5 Swiss Cancer Research Foundation: Onkologie im Wandel – Jahresbericht 2022
6Interpharma: Forschung für eine gesündere Zukunft – Bericht 2023
7Pharmaceutical Research and Manufacturers of America (PhRMA): Medicines in Development – Oncology 2023

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