98% unserer Arbeit erblicken nie das Licht der Welt. Die restlichen 2% verändern sie für immer.
Im Einsatz gegen Viren und Bakterien
Forschung, Prävention und Bekämpfung bakterieller und viraler Infektionen: Damit beschäftigt sich die Infektiologie. Und sie boomt gerade – nicht nur in Zeiten einer Pandemie. Dass die Infektiologie sich so rasant entwickelt hat, hat viel mit der Erforschung des HI-Virus zu tun.
Erinnern wir uns: Eine HIV-Infektion ist bis heute nicht vollständig heilbar. Aber eine medikamentöse Therapie gegen HIV ist gegenwärtig so erfolgreich, dass mit einer annähernd normalen Lebenserwartung gerechnet werden kann und ein weitgehend stabiles Leben möglich ist. Die Forschung der vergangenen 40 Jahre hat es geschafft, dass HIV-Patientinnen und -Patienten heute statt einer täglichen Vielzahl von Tabletten nur noch eine einzige benötigen.
Eine HIV-Infektion ist bis heute nicht vollständig heilbar. Aber eine medikamentöse Therapie gegen HIV ermöglicht heute ein weitgehend stabiles Leben.
Auch in der Erkennung der Viren wurden seit den 1980er-Jahren grosse Fortschritte gemacht. Dabei gelang die erste Identifikation von HIV noch mit der Zellkultur. Schon das Hepatitis-C-Virus wurde primär molekular identifiziert, und die Methoden sind nun so weit entwickelt, dass der Sars-CoV-2-Erreger 2019 in weniger als einem Monat identifiziert werden konnte. Dies ist vor allem der Entdeckung der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zu verdanken. Diese in der breiten Bevölkerung besonders durch COVID-19 bekannt gewordene und mit dem Nobelpreis gewürdigte Technik hat es letztendlich auch ermöglicht, dass das menschliche Genom innert weniger Jahre charakterisiert werden konnte. Und doch: Neben all den technischen Entwicklungen der Infektiologie werden sich vermutlich auch Viren selbst entwickeln.
Denn im Vergleich zu bakteriellen Erregern befallen virale Erreger den menschlichen Organismus noch häufiger: Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel und sind so auf andere Zellen angewiesen, um leben und sich vermehren zu können. Dringt ein Virus in den Körper ein, werden die befallenen Zellen selbst für die Vermehrung genutzt. In der Folge produziert die Wirtszelle Tausende von neuen Viren. Geschützt durch die Zelle, können Antikörper nur schwerlich gegen die Eindringlinge vorgehen.
Da Viren sich ständig verändern, sind sie schwer zu erfassen. Manche schlummern im Körper und werden beispielsweise erst im Alter reaktiviert oder erzeugen bei gewissen Menschen plötzlich schwere Krankheiten. Deswegen gilt auch bei der Infektiologie: Wir forschen weiter.
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Medizinische Forschung ist kein Marathon. Denn ein Marathon ist irgendwann vorbei.